Petra Reiber über Personalführung nach christlichen Prinzipien

Gedanken über Freimaurerei und Personalführung nach christlichen Prinzipien
Der Logenmeister Jochen Lemke bedankt sich bei Frau Petra Reiber für den Vortrag

 

 

Gedanken über Freimaurerei und Personalführung nach christlichen Prinzipien

Der Freimaurer arbeitet einerseits an seinem „rauen Stein“. Der Raue Stein steht als vielschichtiges Symbol für seine Neigungen und Begierden, seinen Willen, seine Vernunft, um Wortfelder aus dem Werk von Br. Otto Hieber zu verwenden. In Wortfeldern der Persönlichkeitsentwicklung finden wir Entsprechungen in Begriffen wie Charakter, Haltung, Kompetenz, Identität. Das Ziel ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit hin zu dem -nicht erreichbaren- Zustand der Vervollkommnung.

Zugleich sehen sich die Mitglieder der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland der Freimaurer (zu der auch die Johannisloge Frisia zur Nordwacht gehört) als Brüder einer Ordensidee, die sich durch die Entlehnung von Gebräuchen und Symbolen der christlichen Ritterorden wie zum Beispiel der Templer entwickelte. Gemeinsames Fundament der Brüder ist der christliche Glaube mit besonderem Bezug zum Neuen Testament. Erst auf dem Weg der zunehmenden Erkenntnis, bei der innerhalb des Ordens kunstvoll aufeinander aufbauende Erkenntnisstufen erstiegen werden, erschließen sich die komplexen und vielschichtigen Bedeutungen der Symbole und Rituale, die dem hohen Ziel dienen, jedem Bruder die Möglichkeit zu schenken, für sich selbst das unaussprechliche Geheimnis der Freimaurer zu entdecken.

 

Die Literatur über Personal- und Unternehmensführung ist unüberschaubar, die Zahl der Angebote an Führungsseminaren für ManagerInnen und solche, die es werden wollen, ist Legion.

In ihrem Buch „Wertvoll und wirksam führen“ von Paul Ch. Donders und Johannes Hüger begründen die Autoren ihren 2011 veröffentlichen Beitrag zur Führungskultur: „Es gibt einen Aspekt, der in den meisten vorhandenen Büchern entweder als selbstverständlich vorausgesetzt oder gänzlich vergessen wurde. Es handelt sich um die Bedeutung von Haltung und Werten. Sprich, es kommt auf die Einstellung, den Charakter einer Führungskraft entscheidend an.“

Donders und Hüger erläutern ihre Synthese von fünf Dimensionen der Führung. Diese Dimensionen umfassen die Felder Identität, Selbstverantwortung, Managementkompetenz, Soziale Verantwortung und Soziale Kompetenz. Die Identität der Führungsperson steht dabei im Mittelpunkt und fordert die Stärkung der eigenen Stärken und die Schwächung der eignen Schwächen. Diese sind gesondert in den Handlungsfeldern Selbsterkenntnis, Perspektive, Lebensbalance, Ethik und Spiritualität sowie Selbstreflexion zu entwickeln.

In der Zusammenschau münden die Ströme der Freimaurerei und der guten Führungskultur in einem gemeinsamen Flussdelta, welches das Meer der wertebasierten, schöpferisch gestaltenden Entwicklung der eigenen Persönlichkeit kontinuierlich speist.

Nach langer, pandemiebedingter Pause konnte  wieder zu einem Gästeabend unserer Loge Frisia zur Nordwacht eingeladen werden. Diesmal als Vortragsabend im Forum des Alten Kursaales in Westerland.

Das Organisationsteam konnte als Rednerin die Juristin Petra Reiber, ehemalige langjährige Bürgermeisterin der Stadt Westerland, gewinnen.

Das eingangs erwähnte Flussdelta erwies sich als fruchtbares Gebiet, in dem Petra Reiber vor den Augen der aufmerksamen Gäste während ihres einstündigen Vortrages ein anschauliches und lebendiges Bild der Personalführung nach christlichen Prinzipien zeichnete.

Interaktiv, pointiert mit Anknüpfungen an biblische Methapern wie dem guten Hirten, dem beschützenden Löwen und Jesus als herausragender Führungspersönlichkeit vermittelte Fr. Reiber ihre Kernaussagen:

„Der gute Hirte sucht jedes verirrte Schaf“, das bedeutet, er steht nicht nur für die Starken, sondern auch für die Schwachen ein.

„Er sammelt die Lämmer in seinen Armen“. Das beschreibt die liebevolle Fürsorge der Führungsperson. Sie wird zugleich als dominant und sanft in einer Person definiert, ein Führungsideal, in dem Siegversprechen und Sinnversprechen zusammengehören.“

„Eine gute Führungsperson kämpft im Außenverhältnis wie ein Löwe für seine MitarbeiterInnen. Die Chefin ist ein überlegener Beschützer, eine mutige Kämpferin.

„Das christliche Führungsprinzip lautet also: Andere erfolgreich zu machen, indem ich mich ihnen zur Verfügung stelle.“

„Nur wer gern mit Menschen zu tun hat, wird bereit sein, sich Menschen zu öffnen. Wer sich lieber mit Sachen oder Zahlen beschäftigt und Menschen aus dem Weg geht, wird sich nie öffnen. Wenn man sich aber öffnet, gegenüber unvollkommenen Menschen, werden sie dieses Sich-Öffnen irgendwann missbrauchen, das bleibt nicht aus. Wer führt, der wird sein Leben lang verletzt und enttäuscht.“

Auch im Aushalten dieser Enttäuschungen gilt es Vorbild zu sein.

„Es gilt Visionen zu formulieren und Ziele für das Erreichen der Visionen zu setzen.“

„Wenn Vision und Ziele gefunden und formuliert sind, geht es daran die Mitarbeiter zu coachen.“

Coachen bedeutet, den Mitarbeitern genau zu sagen, was sie zu tun haben und dann zu zeigen, wie sie es zu tun haben. Danach lässt man sie versuchen, das zu tun, was sie tun sollen. Der nächste Schritt ist, sie bei ihrer Leistung zu beobachten.“

„Gutes Beobachten, statt kleinliches Kontrollieren ist eine regelrechte Kunst für eine gelingende Unternehmenskultur. Lernen zu beobachten, was Menschen können, was sie besonders gut machen. Dabei Lob und Wertschätzung immer wieder zum Ausdruck bringen.2“

Ein Lob soll spezifisch und begründet sein. Es sollte direkt und umgehend erfolgen, nicht erst, wenn der Mitarbeiter in den Ruhestand geht.“

„Lob vermittelt Respekt. Respekt wiederum erhöht das Vertrauen. Vertrauen beseitigt Angst. Da Angst Stress verursacht, ist also Vertrauen ein gutes Mittel gegen Stress.“

„Selbstverständlich besteht Führen nicht nur aus Loben und Feiern, sondern wenn Fehler gemacht werden oder Mitarbeiter Gleichgültigkeit an den Tag legen, ist eine Korrektur erforderlich in Form von Kritik oder sogar Zurechtweisung.“

Wichtig ist, dass so ein Kritikgespräch positiv endet. Zu sagen, dass man das Fehlverhalten verzeiht, hat für beide Seiten eine bereinigende Wirkung und der eigene Ärger verfliegt. Als letztes spricht man dem Mitarbeiter sein Vertrauen aus und führt aus, warum er als Person für mich und den Betrieb so wertvoll ist.

Delegieren heißt, die Selbstverantwortung und das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter zu steigern. Ab einem gewissen Zeitpunkt heißt es dann nicht mehr „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ sondern „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!“

„Führung soll nicht Unruhe und Hektik, Verwirrung und Betrübnis, sondern Frieden und Klarheit, Ruhe und Lust an der Arbeit verbreiten.“

Durch ihre offene, freundliche und souverän-professionelle Art gewann Frau Petra Reiber die anhaltende Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer und setzte Impulse, die sich im Gedächtnis festsetzen und fortentwickeln.

Abschließend ergänzte sie ihren Vortrag um eine Buchempfehlung, aus der die obigen Konzepte entnommen wurden.

Wir danken für diesen gelungenen Abend.

Login

Wobei brauchen Sie Hilfe?