100. Stiftungsfest „Frisia zur Nordwacht“

Harmonie in gesprochenem Wort und melodischem Klang im Kontext zwischen Brüdern und Bürgern: Mit einem würdigen Festakt feierte die Sylter Freimaurer-Loge „Frisia zur Nordwacht“ ihr hundertjähriges Bestehen. Rund 170 geladene Gäste fanden sich dazu im Alten Kursaal ein – neben Mitgliedern der Loge auch Brüder aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin und Dänemark sowie zahlreiche Repräsentanten aus Sylter Politik, Vereinen und Verbänden.

Herzlich begrüßte Logenmeister Jochem Lemke im Publikum unter anderem den Landesgroßmeister Dr. Helmut Niederstraßer, Provinzialmeister Ekkehard Demuth, Stefan Szych als Wortführenden Meister der Andreasloge „Concordia Hamburg“, Bürgervorsteher Peter Schnittgard und Amtsvorsteherin Katrin Fifeik.

Auf ihren Plätzen fanden die Gäste eine von den Brüdern Gerd Heiden und Günter Schroeder sowie dem Sylter Journalisten Frank Deppe erstellte Chronik vor, die die wechselvolle Geschichte der „Frisia zur Nordwacht“ anschaulich dokumentiert:

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts trafen sich Freimaurer unter den Sommerfrischlern im geselligen Kreise im Westerländer Logierhaus „Victoria“ – die Daten der sommerlichen Zusammenkünfte wurden auf Plakattafeln an der Promenade bekanntgegeben.

Am 22. März 1919 wird die bisherige „Feldloge“ in eine „vollkommene, gesetzmäßige Johannisloge“ umgewandelt, erwerben die Freimaurer in der Johann-Möller-Straße als Logenheim das Haus „Seeschwalbe“, das fortan den Namen „Nordwacht“ trägt.

Mit der Machtübernahme Adolf Hitlers bricht für alle Freimaurer eine dunkle Zeit an. Die Nationalsozialisten dulden keine Vereinigungen außerhalb ihrer eigenen totalitären Organisation, betrachten die Freimaurer zudem als „Werkzeuge des Weltjudentums“. 1935 muss sich auch die Sylter Vereinigung auflösen, doch die Logenbrüder werden weiterhin bespitzelt, verhört und mit Verhaftung bedroht.

Nach dem Krieg geht es wieder aufwärts. Die Loge wächst beständig, findet 1959 im Haus „Astoria“ in der Standstraße ein geräumiges Domizil, bevor 2015 wegen Beendigung des Pachtvertrags der Umzug ins Flughafen-Gewerbegebiet erfolgt. Heute zieht die aktuell 37 Mitglieder zählende Loge eine stolze Bilanz: Seit ihrer Gründung wurden insgesamt 307 Brüder aufgenommen.

Der Historie, aber auch dem Wesen der Freimaurerei widmeten sich die Festredner des Jubiläumsempfangs, durch den souverän Bruder Gordon Debus führte. So betonte etwa Logenmeister Jochen Lemke: „Unsere Gemeinschaft hat sich in ihrer Tradition bewährt. Wir sind dem Bewährten verpflichtet, gleichwohl für das Neue offen. Wir freuen uns, dass wir heute so viele unterschiedliche Gäste begrüßen dürfen getreu unserem Motto: Bruder und Bürger – Bürger und Bruder.“

Der Abgeordnete Logenmeister Carsten Kerkamm beleuchtete in seinem informativen Festvortrag unter anderem die fünf Grundpfeiler der Freimaurerei: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Jeder Bruder arbeite an sich in stetem Bemühen um diese Werte und ein verantwortliches persönliches Handeln. „Wir sind nicht geheim – aber verschwiegen mit Blick auf die gemeinsame Vertrauensbildung.“

Provinzialmeister Ekkehard Demuth erinnerte unter anderem an den letzten großen Meilenstein der Logen-Geschichte: „Nach längerer Suche konnte endlich ein neues Domizil gefunden werden. Der gemeinsame Ausbau der Räume und des Tempels brachten nicht nur ein wunderbares Ergebnis, sondern schweißte die Bruderschaft in eine spürbare Harmonie zusammen.“

Bürgervorsteher Peter Schnittgard dankte mit Verweis auf diverse erfolgte Spenden seitens der Loge für „die unbürokratische menschliche Hilfe“ wie auch für das kommunalpolitische Engagement, das eine Vielzahl an Freimaurern bewiesen hätten. „Die Loge ist zudem auch heute noch eine Schnittstelle der Gesellschaftsschichten und trägt dazu bei, die Zukunft auf unserer kleinen Insel gemeinsam zu gestalten.“

Einen Glücksgriff hatte der engagierte Festausschuss mit dem musikalischen Rahmenprogramm getroffen: Das Orchester der Kreismusikschule Sylt unter der Leitung von Norbert Scheewe, der Kammerchor Sylt unter der Leitung von Beate Salzig, die beiden Solistinnen Ann-Christin Putzler und Klara Ringele wie auch Bariton Ansgar Hüning boten eine brillante Vorstellung, wobei unter anderem das vom Kammerchor Sylt selbst komponierte „Lied vom Meer“ bei allen Zuhörern einen tiefen Eindruck hinterließ.

Brüder und Bürger – dieses Motto setzte sich nach dem offiziellen Programm in lockeren Gesprächsrunden bei einem Stehimbiss fort, den Sylter Abiturienten zuvorkommend servierten.

Doch bevor sich die anwesenden Brüder danach zu ihrer Logenarbeit und zu einer Tafelloge trafen und die Ehefrauen ein Ausflugsprogramm genossen, hatte der Festempfang zuvor gleichsam mit einem Paukenschlag geendet:

„Einer guten Tradition folgend, Organisationen oder in Not geratene Menschen finanziell zu unterstützen“, erklärte Gordon Debus, „werden wir an fünf Sylter Vereine und Institutionen insgesamt 10.000 Euro spenden. Über die Empfänger haben wir Verschwiegenheit vereinbart, ganz im freimaurischen Verständnis: Tue Gutes und rede nicht darüber.“

Login

Wobei brauchen Sie Hilfe?